Mittwoch, 18. Januar 2012

Kopfkino #5

Eine Stunde bevor alle kommen, bin ich schon bei ihr. Wir stellen die letzten Stühle auf, richten Knabbersachen, stellen den Alkohol in den Kühlschrank. Aber schon jetzt denke ich nur an dich. Wann du wohl kommst, was du anhast, ob was zwischen uns laufen wird.
"Sag mal.. Da ist doch mehr von deiner Seite aus, oder? Du kannst mir nicht erzählen, dass du überhaupt nichts von ihm willst." Ich wusste, dass sie das heute ansprechen wird.
"Ich weiß es nicht. Wirklich. Ich mein.. Ich denk dauernd an ihn, DAUERND. Und wenn er nicht da ist, dann vermiss ich ihn so unglaublich." Sie schaut mich an, irgendwie fragend. "Ja aber warum weißt du es dann nicht? Ist doch ziemlich eindeutig, dass es so ist, oder nicht?" Ich überlege lange, bis ich antworte. "Ja. Aber ich hab Angst, dass es so ist. Und bei ihm eben nicht. Oder dass es bei ihm auch so ist und ichs dann wieder verkack." "Das versteh ich schon, aber 1. denk ich, dass es bei ihm so ist. Allein wie er dich anschaut. Und 2. ist es doch besser, es zu probieren und dann vielleicht zwar dran zu scheitern, aber es wenigstens probiert zu haben, also es garnicht auszuprobieren. Wer weiß, vielleicht wäre es ja die große Liebe." Sie zwinkert mir zu. "Probier es einfach aus."

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Es klingelt. Sie läuft aus der Küche zur Tür. Ich merke, dass ich nervös bin. Ob du auch jetzt schon kommst.
"Hallo. Nachträglich alles Gute!" Deine Stimme würde ich immer erkennen, überall. Du kommst rein, siehst mich an. "Du bist ja auch schon da!" Du lachst und ich könnte versinken in deinen Augen. Du läufst auf mich zu und umarmst mich. Länger als normal, oder bilde ich mir das nur ein?

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Schön langsam fängt der Alkohol an zu wirken. Du sitzt neben mir auf dem Sofa, wir unterhalten uns mit ihr und ein paar anderen. Über ihren Ex, über Liebe, über die Welt, über die Ungerechtigkeit, über Sex.
Mir wird bewusst, wie froh ich bin, mal aus der Truppe, mit der ich sonst so viel zu tun hab, rauszukommen. Auch mit anderen zu reden, zu lachen.
"Kann man irgendwie in den Garten?" Du schaust sie an. "Klar, einfach durchs Wohnzimmer und zur Terassentür raus. Aber mach sie zu, sonst wirds kalt hier." "Kommst du mit?" Du streckst mir deine Hand entgegen. "Klar." Wir gehen raus. Es ist kalt, aber die frische Luft tut mir gut. Über uns funkeln die Sterne und so laut wie mein Herz schlägt, musst du es doch hören!
Ich gehe aufs Gras, leg den Kopf in den Nacken. "Da ist der Große Wagen." Ich sage es mehr zu mir selber als zu dir. Du stellst dich hinter mich, legst deine Arme um mich. "Mhmm." Du küsst mich. Auf den Nacken, auf den Kopf, auf die Backe, und drehst mich zu dir um. Ich schaue zu dir rauf, stelle mich auf die Zehenspitzen, bis unsere Lippen sich endlich berühren.



So gerne würde ich mit jemandem so richtig darüber reden. Vielleicht ja wirklich auf dem Geburtstag.
Davon, wie weh es tut, wenn er nicht da ist, und wie gut es mir geht, wenn er neben mir sitzt. Wie glücklich ich bin, wenn er lacht.

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